Turkische und Deutsche fluchtlingspolitik im syrienkonflikt vor dem hintergrund Bulgarienturkischer aussiedler und kurdi-scher und bosnischer kriegsfluchtlinge = Bulgaristan Türk göçmenleri, Kürt ve Boşnak savaş mültecileri arkaplanıyla Suriye çatışmasında Türk ve Alman mülteci politikası

Abstract

Der seit neun Jahren währende syrische Bürgerkrieg hat die größte Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Neben der Türkei, die mindestens dreieinhalb Millionen geflüchteter Syrer aufnahm, beherbergt auch Deutschland eine viele hun-derttausend Menschen starke syrische Flüchtlingsgemeinde. Aufgrund dieser ähnli-chen Situation und der historischen und gegenwärtigen wechselseitigen Wichtigkeit der Türkei und Deutschlands, unternimmt diese Thesis einen Vergleich der Situation der Syrer in beiden Staaten. Die Türkei hatte mit den bulgarientürkischen Aussiedlern und den kurdischen Golfkriegsflüchtlingen ebenso wie Deutschland mit den Flücht-lingen des Bosnienkriegs in den 1990er Jahren fast zeitgleich große Flüchtlingsströme erlebt. Um ein klareres und weiteres Bild zu zeichnen, werden daher auch diese histo-rischen Fluchtbewegungen vergleichend untersucht, um Entwicklungen und Konstan-ten in der jeweiligen Flüchtlingspolitik erkennen zu können. Diese Arbeit, die hauptsächlich auf der Analyse aktueller Forschungspublikationen und, für aktuelle Entwicklungen im syrischen Kontext, auf Zeitungsartikeln basiert, zeigt die Auswirkungen von Innenpolitik und ausländischen Akteuren sowie Faktoren im Bereich Kultur, Sicherheit und Wirtschaft auf die Gestaltung der türkischen und deutschen Flüchtlingspolitik auf. Auch wird gezeigt, dass der türkische Grenzschutz aufgrund der direkten Nachbar-schaft zu Konfliktherden deutlich stärker ausgebaut ist als der bundesdeutsche, der sich stattdessen auf die Sicherung der EU-Außengrenze und vertragliche Bindungen stützt. Außerdem wird thematisiert, dass aus mehreren Gründen die Art der türkische Aufnahme und Versorgung verschiedener Gruppen mitunter unterschieden, während sich das deutsche Vorgehen in den anlysierten Fällten jeweils ähnelte. Darüber hinaus wird dargelegt, dass beide Staaten ein selektives Interesse an möglichst gut ausgebil-deten Flüchtlingen haben. Der letzte wichtige Punkt betrifft die langfristigen Pläne mit den Geflohenen. Hier zeigt sich, dass Deutschland in bezüglich bosnischer und syrischer Flüchtlinge eine ähnliche Politik verfolgte, während in der Türkei große Unterschiede im Umgang mit den bulgarientürkischen Aussiedlern und den anderen Flüchtlingsströmen deutlich wurden.